(aktualisiert am 27.06.24)
Mantra-Singen und entspannende Klänge in Kombination mit Yoga. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, wirklich abzuschalten und das überreizte Nervensystem herunterzufahren. Wir veranstalten regelmäßig Wochenenden mit Chanting, Yin-Yoga und Klang. Du kannst dir noch nicht vorstellen, wie das abläuft? Meine Freundin, die Yoga-Lehrerin Joanna Baranowski hat mir ein paar Fragen ihrer Yogaschüler weitergeleitet:
Was hat Mantra-Singen mit Yoga zu tun?
Mantras sind Worte der Kraft. Die klassischen indischen Mantras stammen aus den Veden (Wissen), den heiligen Schriften der Hindus. Das Wort Mantra ist eine Zusammensetzung von manas (Geist) und tram (Schutz). Ein Mantra ist also ein Werkzeug, um deinen Geist zu schützen und die vielen, oft kreisenden Gedanken zur Ruhe zu bringen.
Bei dem Begriff Mantra-Singen denkt man oft nur an Yoga-Mantras, die in Sanskrit verfasst sind. Sanskrit ist die heilige Sprache des alten Indiens. Die traditionellen indischen Mantras sind für uns oft sehr schwierig korrekt auszusprechen. In der Yoga-Philosophie das aber sehr wichtig, denn der Klang der Laute und auch die Bewegung der Zunge am Gaumen ist entscheidend für die spezifische Wirkung des jeweiligen Mantras.
Für meine Sing-Veranstaltungen suche ich immer kurze, leichte Mantras heraus, damit wir uns auch wirklich beim Chanten entspannen können. In der Einfachheit liegt ja oft die größte Kraft. Das wichtigste klassische Mantra ist übrigens das OM. Diese eine Silbe ist der Klang der Schöpfung, des Universums und allem, was uns umgibt.
Yogastunden werden oft mit einem dreimaligen gemeinsam gechanteten OM begonnen oder beendet. Bei meinen Workshops und Wochenenden singen wir aber nicht nur indische Mantren, sondern ganz unterschiedliche Lieder und Chants: afrikanische, hawaiianische, indianische, indische, hebräische, englische und deutsche. Ein buntes Potpourri der Vielfalt.
Welche Benefits gibt es durch das Singen?
Singen ist verlängerte Ausatmung und unterstützt einen tiefen, gesunden Atem. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum entspanntes Singen von Lieblingsliedern schon nach kurzer Zeit positiv auf Körper und Stimmung wirkt. Du atmest langsamer, machst weniger Atemzüge in der Minute und beruhigst so dein Herz und dein Nervensystem. So kann Herzharmonie entstehen.
Zusätzlich werden beim Singen Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol abgebaut und verstärkt Glückshormone ausgeschüttet. Zusammengefasst: Singen bzw. Chanten ohne Leistungsgedanken ist gesund, wirkt entspannend und stimmungsaufhellend.
Muss ich bei einem Yoga-Wochende mitsingen?
Ein klares Nein. Müssen ist sowieso kein Teil des Programms. Wenn du keine Lust zum Mitsingen hast, kannst du auch einfach nur lauschen oder dich jederzeit zurückziehen. Mantra-Chanting ist eine Art der Meditation. Du brauchst keine „gute Stimme“, keine Notenkenntnisse und keine besondere Musikalität. Es gibt keine Fehler, nur Variationen. Wir „üben“ kein Stück ein und singen nichts vor. Du einfach Teil des Gesamtklangs. Alle Bewertungen in deinem Kopf kannst du gern nach und nach abschalten.
Mit welchen Klängen begleitest du die Yin-Yoga-Stunden?
Ich mag traditionelle einfache Instrumente wie die Rahmentrommel, Klangschalen, Shaker, Rasseln, indianische Flöte und Gong. Bei den Yoga-Stunden sind es einzelne eher ruhige Klänge während du in einer Yoga-Pose (Asana) bist, und dann gibt es auch wieder Stille. So wird das bewusste Lauschen aktiviert und das Gehirn vom Denken und Bewerten abgelenkt.
Vielleicht findest du manche Klänge nicht „schön“, weil sie nicht deinen Hörgewohnheiten entsprechen. Da ist ein bisschen Neugier gut. Beobachte einfach, was ein Klang in dir auslöst. Zwischendurch singe ich auch mal leise ein leise Mantra, wenn du z. B. beim Yin Yoga länger in einer Haltung bleibst. Natürlich kannst du immer mitsingen, wenn du dazu Lust hast.
Wie bist du zur Musik und zum Mantra-Singen gekommen?
Schon als Kind habe ich sehr gern gesungen, alte Lieder und Kanons mit meiner Mutter und auf Jugendfreizeiten am Lagerfeuer. Im Kinderchor war ich auch. Irgendwann gab es aber keine Gelegenheit mehr zum gemeinsamen Singen. Ich bin „verstummt“, habe viel gearbeitet und nicht mehr daran gedacht, dass Singen glücklich macht. In meinem zweiten Beruf als Logopädin hatte ich dann endlich wieder etwas mit der Stimme zu tun, aber nur im medizinisch-therapeutischen Sinne.
In einer Zeit, als ich mich sehr erschöpft und überfordert gefühlt habe vom Job, Familie und dem ganzen Alltagswahnsinn und mich auch gesundheitlich angegriffen fühlte, habe ich verschiedene Entspannungstechniken ausprobiert und auch wieder Yoga gemacht. Irgendwann bin ich zufällig auf einen Workshop zum Heilsamen Singen gestoßen. Endlich konnte ich wieder einfach singen, ganz ohne Hemmungen, und dabei den Leistungsdruck komplett abschütteln. Die warmherzige Atmosphäre in der Gruppe hat mir gutgetan. Ich wollte nicht „besser“ singen, sondern einfach nur mit dem glücklich sein, was gerade da war.
Nach diesem ersten Sing-Workshop habe ich meine alte Gitarre ausgepackt und die Lieder weitergesungen. Das Tolle am regelmäßigen Singen war auch, dass meine Asthma-Symptome verschwanden, und ich ganz auf Sprays verzichten konnte.
Ich habe dann auch Ausbildungen zu Singleiterin für heilsames Singen und Come-Together-Songs gemacht. Eine professionelle Musikerin bin ich also nicht. Fürs Mantra-Singen und heilsame Singen ist das auch überhaupt nicht nötig. Auch wenn du denkst, du bist nicht musikalisch und kannst nicht singen, ändert das nichts an der Größe der Sängerin oder des Sängers in dir.
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