(aktualisiert am 24.11.22)
Schaust du durch eine Brille mit rosa Gläsern (positive Glaubenssätze) oder durch eine mit schwarzen Gläsern (negative Glaubenssätze)? Je nachdem, welche Brille du grade aufhast, machst du dir die Welt, wie sie dir gefällt.
Du bist sicher überzeugt davon, dass es wahr ist, was du über dich selbst und die Welt denkst. Dabei ist unser Unterbewusstsein ständig dabei, sämtliche Ereignisse in unserem Leben munter so zu interpretieren, dass sie zu unseren Glaubenssätzen passen. Wenn du glaubst, dass du halt so bist wie du bist – wirst du auf jeden Fall damit recht behalten.
Negative und positive Glaubenssätze
Welche Glaubenssätze wollen wir immer wieder „füttern“? Die unterstützenden, förderlichen Glaubenssätze machen uns mutiger. Mit ihrer Hilfe verlassen wir auch mal unsere Komfortzone und entwickeln uns weiter. Beispiele dafür sind: „Wenn ich es wirklich will, dann schaffe ich es auch“ oder „Ich bin liebenswert, so wie bin“. Wie du mithilfe von Affirmationen neue, positive Glaubenssätze entwickeln kannst, die dich wirklich weiter bringen – dazu mehr in meinem Blogartikel über Affirmationen.
Wiederholst du beschränkende Glaubenssätze, bleibst du dagegen im Status Quo, also in „Sicherheit“. „Du bist zu ungeschickt, lass das lieber“ oder „Du warst schon immer unmusikalisch“, weil du beim Singen nicht immer den gewünschten Ton triffst. Das Motto limitierender Glaubenssätze: Verändere bloß nichts und wage nur nichts Neues. Auch beliebt sind die Hindernis-Glaubenssätze wie „Ich habe keine Zeit“ oder „Immer geht bei mir alles schief“.
Hier ein paar meiner ehemaligen negativen Glaubenssätze, die ich endlich überwunden habe:
1. Ohne besonderes Talent wird nichts aus dir
Wenn du nicht schon im Kindergarten die ersten Klavier-Sonaten spielst, brauchst du gar nicht erst mit Klavier anzufangen. Du kannst dann ja nicht mehr richtig gut werden. Wenn du beim Flötenvorspiel Fehler machst, bist du eben nicht begabt genug.
Ich habe als Kind jede Menge Fehler gemacht beim Flöte spielen und Vorsingen. Singen und musizieren war für mich immer mit Stress und Leistungsdruck verbunden. Erst spät habe ich begriffen, dass ich auch „unperfekte“ Dinge mit Freude teilen darf. Freude an vielen Dingen zu haben ist auch ein „besonderes“ Talent.
Den Druck, dass ich mit einem außergewöhnlichen Talent andere beeindrucken möchte oder aus jedem Hobby gleich eine Berufung (einen Beruf) machen muss, habe ich zum Glück endlich abgeschüttelt. Mein neuer Glaubenssatz: Aus mir muss nichts werden, weil ich schon genug bin.
Auch wenn ich nicht mehr in dem typischen Alter für eine geniale neue „Karriere“ bin, ist mein Leben auch jetzt noch voll von positiven Neuanfängen. Gerade habe ich angefangen, diesen Blog hier zu schreiben. Dabei war „Ich kann nicht schreiben“ ein weiterer Glaubenssatz von mir.
In der Schule habe ich Deutsch-Aufsätze gehasst. Mir fließt es nicht leicht aus der Feder, und so habe ich auch im Studium und später in meinen Jobs möglichst wenig geschrieben.
Dass ausgerechnet ich jetzt einen Blog schreibe, ist für mich ein weiterer Beweis, dass es sich auch lohnt, ohne Naturtalent zu starten. Schreiben ist auch gut, um die eigenen Gedanken zu ordnen. Der Weg ist mein Ziel, und den Nobelpreis für Literatur will ich gar nicht😉.
2. Singen ist nur etwas für Profis
Früher dachte ich, nur mit ausgebildeter Stimme und Gesangsstudium darf ich mich mit meiner Stimme in die Öffentlichkeit wagen. Mittlerweile macht es mich richtig wütend, dass wir fast nur noch professionellen Musikern das Singen und Musik machen überlassen. Klar können die das besser – die tun ja auch nichts anderes. Aber Musik ist keine Einbahnstraße, nicht nur zum „konsumieren“ da, sondern Teil unseres Lebens. Wir brauchen keine „Musiker“ sein, um selbst mit Freude zu singen und Rhythmen produzieren.
Durch unsere Stimme drücken wir uns aus, bauen Stress ab und verbinden uns mit etwas Höherem als unserem kleinen Ego. Wenn wir uns selbst und andere nicht ständig bewerten, sondern mit Freude dabei sind, können wir so jede Menge Lebensfreude generieren.
Ich habe es durch heilsames Singen und bewusstes Atmen geschafft, mein Leistungsdenken und meine Angst vor negativen Bewertungen abzuschütteln. Und genau das ist es, was ich auch in meinen Kursen vermitteln will: Du und deine Stimme sind gut genug. Jede Stimme ist wichtig im großen Konzert des Lebens.
3. Das Leben ist hart
Mit Schule, Beruf und dem Rest des Alltags habe ich mich oft ziemlich herumgequält und war Meisterin darin, mir selbst Steine in den Weg zu legen. Erst in den letzten Jahren habe ich wirklich begriffen, dass ich mich nicht komplett verausgaben muss, um ein Ziel zu erreichen. Mein ehemaliger Glaubenssatz: „Was leicht geht, kann nichts taugen“ ist einfach Quatsch.
In meiner NLP-Ausbildung vor vielen Jahren sagte die Trainerin zu uns: „Das Leben ist leicht wie eine Feder“. Ich dachte, die hat sich versprochen. Das Gefühl eines Lebens voller Leichtigkeit war unvorstellbar für mich. Mein Glaubenssatz hieß ja „das Leben ist ein Kampf“. Es war mir einfach nicht klar, dass ich durch diese „schweren“ Gedanken meine Realität selbst erschaffe.
Mittlerweile schätze ich schon Kleinigkeiten eher als Erfolge ein und reduziere das „Drama“-Gefühl, wenn mal etwas schiefläuft. So verschiebt sich mein Lebensgefühl immer mehr in Richtung Leichtigkeit. Mein neuer Glaubenssatz: Mein Leben darf leicht sein.
4. Eine gute Frau und Mutter nimmt sich selbst zurück
Ein Freund sagte vor ein paar Jahren mal zu meinem Erstaunen: Du bist die beste Mutter, wenn du dir zuerst das größte Stück vom Kuchen nimmst. Das war mir völlig fremd. Von Kindheit an haben die Frauen in meiner Umgebung haben immer rastlos für alles anderen gesorgt und sich selbst zurückgenommen. Meine kinderlose Tante, die sich selbst mit Vergnügen schicke Klamotten und teure Urlaube gönnte, war „zickig“ und „egoistisch“ und taugte nicht als Vorbild.
Es stand für mich völlig außer Frage, dass eine „gute“ Frau und Mutter bescheiden im Hintergrund werkelt. Schon als Kind schrieben mir Freundinnen prägende Warnungen in mein Poesiealbum (ehrlich wahr!):
Sei wie das Veilchen im Moose: sittsam, bescheiden und rein. Und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.
Poesiealbum, 70er Jahre
Meine späte Erkenntnis und mein neuer Glaubenssatz: Als Frau und Mutter bin ich ein Vorbild, wenn ich meine eigenen Bedürfnisse ernst nehme und gut für mich selbst sorge. Bei Flugzeug-Turbulenzen sollte ich mir zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzen, damit ich Kraft genug habe, Kinder und Schwächere zu versorgen.
Großzügig sein und mit anderen teilen, ist mir immer noch wichtig. Aber das saftigste Kuchenstück am Tisch ist jetzt öfter auch mal für mich. Nicht nur die Krümel und Reste, die ich früher nach dem Abräumen oft stehend in der Küche verspeist habe. Meine Teenager-Kinder unterstützen mich mittlerweile dabei und finden das viel entspannter.
5. Ab 50 wird es langweilig
Ab Ende dreißig die Rejuvenating-Gesichtspflege; ab Mitte 40 „Lifting“-Cremes für „reife“ Haut, Pilates gegen die Rettungsringe am Bauch. Altern wird reduziert auf den Verlust von Attraktivität und Fitness. Was kann jetzt noch Positives kommen, wenn ich kein Blickfang mehr bin, Karriere kein Thema mehr ist, die Kinder das Nest verlassen? Seniorenmessen werben mit Treppenliften und Inkontinenz-Artikeln um Besucher. Mir war immer klar: Das Alter ist grundsätzlich ziemlich beige. Meist eher Routine, Krankheiten und vernünftiges Schuhwerk als Inspiration und Extravaganz.
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran – dieses Lied von Udo Jürgens habe ich als Kind begeistert geschmettert. Jetzt wo ich die 50 überschritten habe, weiß ich, dass älter werden nicht nur Abbau und Verlust ist. Es ist auch die Möglichkeit einer neuen Freiheit:
- weg von Vergleich und Konkurrenz – hin zum Miteinander
- weg von stressigen Schönheitsidealen – hin zur Selbstliebe und Akzeptanz
- weg vom Leistungsdruck hin zur Lebensfreude
Meine Lebensfreude wächst immer weiter durch mehr Bewusstheit und mehr Mut zum Ich-Selbst-Sein. Ich tue weniger, um mir oder anderen etwas zu beweisen. Ich kann endlich mehr SEIN und mein Leben wie ein kostbares Geschenk zu schätzen und genießen.
Dazu brauche ich meinen „Anfängergeist“. Nicht alles gleich besser wissen, sondern neugierig bleiben und zuhören. Ich freue mich über jeden interessanten Gedanken, unbekannte Orte, Bücher, Filme, Klänge, Farben, Formen, Geschmäcker und Menschen. Mein neuer Glaubenssatz: Das Leben ist bunt und voller Möglichkeiten, wenn ich es mit offenen Armen empfange.
Wir müssen uns erst annehmen, wie wir sind. Erst dann können wir uns verändern.
Carl Rogers (Psychotherapeut)
6. Das wahre Leben findet woanders statt
Kennst du das, sich nicht angekommen fühlen im eigenen Leben? Immer zu denken, es fehlt dir noch etwas zum Glück? Vielleicht der passende Beruf, der richtige Partner, eine bessere Wohnung.
Als ich noch angestellt war, habe ich mich nach mehr Freiheit gesehnt. In der Freiberuflichkeit nach mehr Sicherheit. Als ich noch in der Stadtmitte wohnte, wollte ich mehr Ruhe und Grün. Später am grünen Stadtrand mit zwei Kindern habe ich oft vom bunten Leben mit Kunst und Kultur in Paris, London und New York geträumt und hatte manchmal Fernweh. Ich hatte oft das diffuse Gefühl, dass mir etwas Entscheidendes fehlt. Ich dachte, ich bin einfach noch nicht da angekommen, wo ich wirklich sein will.
Die bewusste Entscheidung, nicht mehr auf ein Morgen zu warten, nicht mehr zu hoffen, „etwas“ oder „jemand“ zu werden, war für mich nötig, um endlich wirklich in meinem eigenen Leben anzukommen. Was für eine kolossale Energieverschwendung, sich selbst anders zu wünschen!
Jetzt erinnere ich mich immer wieder an die ruhige, bewusste „Schildkrötenenergie“, wenn ich mal wieder hektisch herumflattere und nach einer schöneren Blüte suche. Mein neuer Glaubenssatz: Ich bin immer genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit, mit den richtigen Menschen.
Jeden Tag aufs Neue finde ich durch bewusstes Atmen und Entschleunigen das richtige Maß für alles, um mich nicht zu erschöpfen. Ich befreie mich meinen festgefahrenen Meinungen und Gedanken, indem ich mich frage: „Bist du zu 100 Prozent sicher, dass es wirklich so ist?“ und „Was spricht dafür, dass es auch ganz anders sein könnte?“. So bleibe ich innerlich beweglich und offen für neue Einsichten und Erfahrungen.
Glaubenssätze überwinden – wie geht das?
Zum Überwinden dieser tückischen limitierenden Glaubenssätze gibt es natürlich bereits tausende Artikel im Internet. Ich habe jetzt hier keine Instant-Zauberformel. Wichtig erscheint mir, sich immer wieder klarzumachen: Nur weil ich etwas für die Wahrheit halte, kann es trotzdem ganz anders sein.
Grob zusammengefasst kannst du folgendes tun, um negative Glaubenssätze zu überwinden:
- Erkenne den Glaubenssatz, den du ändern möchtest
- Verstärke die negativen Folgen, die dieser Glaubenssatz für dich hat. Fühle dich richtig rein in seine einengende Wirkung und alle Nachteile, die für dich mit dieser Überzeugung verbunden sind.
- Erschaffe eine neue Überzeugung, der dich stärkt und dir hilft, dein Leben so zu leben, wie es zu dir passt
- Fühle dich richtig ein in diese neue Überzeugung. Male dir ein Bild mit leuchtenden Farben, damit du dich von ihm angezogen fühlst.
- Schreibe diese neue Bestärkung (Affirmation) auf und wiederhole sie täglich. Durch diese regelmäßige Wiederholung fühlt sich die neue Wunsch-Überzeugung immer natürlicher für dich an und wird greifbarer. Beispiele dafür findest du in meinem Artikel über Affirmationen.
- Schreibe deinen alten Glaubenssatz (oder auch mehrere) ebenfalls auf ein Blatt Papier. Bedanke dich bei ihm/ihnen, denn sie waren da, um dich zu beschützen. Jetzt ist Zeit, Abschied zu nehmen. Zerreiße den Zettel. Schreddere ihn, wirf ihn in den Müll, verbrenne ihn etc.
Welche Glaubenssätze willst du verändern, um mehr Lebensfreude in deinen Alltag zu bringen oder deinem Leben eine neue Richtung zu geben? Schreib mir doch hier, welche Überzeugungen du schon überwunden hast und was du noch verändern willst. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt!
Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben.
Abraham Lincoln
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Wir sind ja meistens nicht allein am Tisch und warten was auf dem Kuchenteller geschieht.
Wir können genießen, verschlingen oder zuschauen was mit dem Kuchen passiert.
Die Dinge geschehen weil sie geschehen und sind immer ein Teil vom ganzen Kuchen der uns umgibt.
Noch gestern habe ich hingelangt und Heute werde ich es mir überlegen ob wir nicht besser Acht geben und mehr Teilen.
Und wieder ist der Kopf im Spiel- Abschalten geht nicht, wir sind getrieben.
Aber es gibt den Selbst-Bewusst-Schalter, als Notbremse oder Rettungsinsel.
Gar nicht so einfach unser Dasein.
Stefan grüßt Elena !