Warum Selbstliebe das beste Mittel gegen Dauerstress ist

(aktualisiert am 27.06.24)

Selbstliebe lernen, hört sich anstrengend an? Dabei sind es eher die angestrengten Selbstoptimierungs-Versuche, die uns unter Dauerstress setzen. Wenn du dich selbst mit liebevollem Blick wahrnimmst, die eigenen Bedürfnisse achtest und nicht ständig über deine Grenzen gehst, tut das einfach gut. Mehr Selbstliebe heißt auch, mehr Lebensenergie für den Alltag zu haben. Von Egoismus ist das weit entfernt. Im Gegenteil: Wenn ich mich selbst mehr liebe, kann ich auch andere eher so akzeptieren, wie sie sind.

In diesem Artikel erfährst du, wie du dich auf deinen Weg zu mehr Selbstliebe machen kannst. Klar, dass meine 10 Tipps und Übungen keine Overnight-instant-Wirkung haben. Aber auch eine längere Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und den kannst du jetzt machen.

Wenn Selbstoptimierung zu Dauerstress wird

Warum fühlen wir uns oft so überfordert von all den Möglichkeiten, die uns helfen sollen, besser, gesünder und attraktiver zu werden? Was ist der Unterschied zwischen Selbstliebe und Selbstoptimierung? Sich selbst zu „optimieren“, also zu „verbessern“ ist ein Lebensstil geworden, der eine ganze Industrie reich gemacht hat. Ob Fitness-Tracking oder Bio-Hacking – es gibt unzählige Apps, die unseren Herzschlag, den Schlaf, die Atmung messen und uns sagen, was wir essen und wie wir am effektivsten entspannen können. Messbare Erfolge unterstützen und helfen uns, dranzubleiben. Das ergibt Sinn, wenn das Ziel wirklich unser eigenes ist. Ein Ziel, das wirklich zu uns passt, und das nicht nur einen süchtig machenden Selbstbestätigungs-Mechanismus befeuert.

Wenn nämlich das Maß nicht stimmt oder die Menge an Optimierungs-„Baustellen“ zu groß wird, geraten wir schnell in Selbstzweifel. Wir nehmen uns viel vor und setzen dann doch nichts um. Unser schlechtes Gewissen wird verstärkt durch unrealistische Vergleiche, und dem damit verbundenen negativen Stress. Plötzlich wird das ganze Leben zur „Problemzone“. Wir fühlen uns unwürdig, und ein entspannter Zielzustand ist nicht in Sicht.

Selbstliebe Diaet
Sind das schon Problemzonen???

Gut genug für mein eigenes Leben?

Wann bin ich eigentlich gut genug? Ich kämpfe gegen die körperlichen Folgen der Schwerkraft, die sieben Zeichen der Hautalterung, den Midlife-Bauch, den Muskelabbau, das negative „Mindset“. Ich meditiere meinen Stress weg, manifestiere täglich mehr Fülle für mein Leben, suche meine einzigartige Bestimmung, entfalte mein volles Potenzial und verdiene dabei natürlich sechsstellig. Wenn ich es nur genug will, dann kann ich alles erreichen.

Leider reicht meine Willenskraft dann doch nicht, um in 4 Wochen jünger, schlanker, fitter, erfolgreicher und dabei auch noch entspannt und glücklich zu sein. Dafür steigt mein Stresspegel konsequent beim Versuch, all die guten Ratgeber-Tipps in meinem Leben unterzubringen. Ich bin enttäuscht von meiner Selbstdisziplin und meinem mangelhaften Zeitmanagement. Die Unzufriedenheit steigt, Selbstachtung und Selbstbewusstsein landen im Keller. Ich fühle mich nicht gut genug für mein eigenes Leben.

Vergleich macht unglücklich

Der Vergleich mit anderen führt dazu, das eigene Selbstbewusstsein weiter zu untergraben, sich als „Mängelexemplar“ zu fühlen. Ob Fernsehen, Internet oder Instagram & Co: Ich finde garantiert immer jede Menge strahlende Menschen, die wesentlich erfolgreicher, erfahrender, glücklicher, schlanker und schöner sind als ich. Um da mitzuhalten, müsste ich erst noch 10 Kilo abnehmen, beweglicher werden, jünger aussehen und noch diese wichtige Fortbildung besuchen. Wenn ich das alles geschafft habe, bin ich vielleicht genauso viel wert und gut genug. Dann fängt mein glückliches Leben an.

Vergleichen macht unzufrieden und unglücklich. Trotz aller Gemeinsamkeiten sind wir ja einzigartig. Wir gehen unseren ganz eigenen Weg in unserem eigenen Tempo. Wir haben individuelle Voraussetzungen und Erfahrungen.

Selbstliebe Goldfisch
Wem geht es besser?

Selbstliebe lernen

Wenn ich mich auf Dauer wohl mit mir selbst fühlen möchte, gerade auch, wenn ich älter, runzliger und weniger leistungsfähig werde, brauche ich genügend Selbstliebe. Bevor ich ein besseres Verhältnis mit mir selbst entwickeln kann, muss ich erst einmal meinen negativen, herabwürdigenden Gedanken auf die Spur kommen. Der nächste Schritt ist dann, anzuerkennen, wie ich mich fühle, wenn ich so über mich denke. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt.

Wenn ich mich dabei halbwegs entspannen kann, kann ich nach und nach meine Haltung mir gegenüber positiv verändern. Das heißt nicht, mir alles schönzureden. Es ist der Weg, mich inklusive aller Eigenarten und vermeintlichen Schwächen anzunehmen, so wie ich bin. Das ist die Basis für mehr Selbstbewusstsein und Mut zur Veränderung.

Es ist paradox, aber wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, dann kann ich mich verändern.

Carl Rogers

Negative Gedanken identifizieren

Vielleicht hast du häufig negative Gedanken über dich selbst? Mach dir diese Gedanken wirklich bewusst. Was genau denkst du in wiederkehrenden Schleifen über dich? Schreibe sie einmal auf. Findest du dich hässlich, oder beschimpfst du dich als dumm oder ungeschickt? Wenn du mal wieder mit dir selbst meckerst, mache einen Stopp und beobachte deine Körperhaltung, deinen Atem. Nimm wahr, was diese Gedanken in deinem Körpergefühl, deinem Nervensystem verändern. Fühle und dränge nichts beiseite.

Eine Übung zum Anhalten des negativen Gedankenkarussells:

  • Atme ein paar Mal tief ein und aus. Verlängere dabei deine Ausatmung.
  • Mache dir klar: Du bist mehr als deine Gedanken. Deine Gedanken sind nicht dein innerster Kern.
  • Wiederhole 3 x (laut oder innerlich): Ich bin MeisterIn meiner Gedanken.
  • Atme noch einmal tief durch.

Ich bin gut genug

Die Selbstoptimierungs-Industrie will dir Glück in Form von Produkten, Ratgebern, Diäten etc. verkaufen. Lass dich nicht einlullen und triff eine bewusste Wahl. Erinnere dich dabei, dass du im Kern immer gut genug bist. Ohne Ausnahme.

Du bist auch gut genug, wenn du über dich denkst, dass du kein Glückskind bist. Gefühle wie Angst, Trauer, Leid und Wut als Teil des Lebens anzuerkennen und willkommen zu heißen bringt dich weiter auf deinem Weg zur Selbstliebe.

Das einfachste Selbstwert-Mantra:

Glaubst du tief in dir, nicht zu genügen? Dann stärke dein Selbstwertgefühl mit diesem Mantra: Wiederhole mehrfach täglich beim Ausatmen: Ich bin gut genug und beim Einatmen: Ich bin gut genug.

GoodEnough1
Gut genug für dein gutes Leben

Tipps für mehr Selbstliebe

  1. Glaube nicht alles, was du denkst
    Frage dich bei negativen Glaubenssätzen immer: Ist das wirklich wahr? Bin ich wirklich zu alt, zu ungeschickt, nicht interessant oder liebenswert genug? Hinterfrage alles, was du über dich glaubst. Stoppe immer wieder deine negativen Gedanken. Sammle Beweise, dass deine schlechte Meinung über dich selbst nicht stimmt. Dann verwandle deine negativen Überzeugungen in positive Glaubenssätze: Ich bin einzigartig und liebenswert. Ich bin gut so wie ich bin. Ich schaffe das.
    Stärke dich mit diesen Affirmationen, indem du sie täglich mehrmals innerlich wiederholst.
  2. Mache eine Liste deiner liebenswerten Eigenschaften
    Sammle schriftlich, was du an dir magst. Mindestens drei Sachen sind schon eine Liste.
  3. Vergleiche dich nicht
    Vergleich wirkt wie Gift. Andere haben andere Voraussetzungen. Glaube nicht alles, was du siehst. Welchen Preis hat der Mensch, den du beneidest, für seinen Erfolg bezahlt? Du bist unvergleichlich. Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben.
  4. Behandle dich liebevoll
    Wenn du deine Haare kämmst oder deine Zähne putzt, tue das mit liebevoller Aufmerksamkeit. Mache dir klar, dass du all diese kleinen Alltagshandlungen ja für dein eigenes Wohlergehen machst. Wenn du dich selbst wie einen kostbaren Gegenstand behandelst, lässt das deine Selbstliebe wachsen.
  5. Lobe dich auch für Kleinigkeiten
    Super geputzt, lecker gekocht, die Freundin angerufen und zugehört. Richte deinen Blick auf die kleinen Dinge des Alltags, die du einfach so erledigt hast, und klopf dir dafür mal auf die eigene Schulter.
  6. Tu dir regelmäßig etwas Gutes
    Eine paar Seiten lesen, eine Lieblingssendung im Fernsehen, eine besondere Tasse Tee, Kaffee oder einen ganz besonderen Kakao. Auch hier geht es um bewussten Genuss und nicht um das Zudecken einer inneren Leere durch Essen oder Trinken.
  7. Entwickle gute Gewohnheiten
    Sport machen ist erst einmal unbequem, aber du weißt, dass du dich danach besser fühlst. In der Woche vor Mitternacht schlafen zu gehen hilft dir, den nächsten Tag zu genießen. Gute Gewohnheiten, wie eine entspannte Morgenroutine, sind bewusst gewählt und selbstbestimmt.
  8. Vergib dir selbst
    Du bist mehr als die Summe deiner Fehler. Übernimm Verantwortung für dich selbst und verzeih dir. Selbstzerfleischung ist Energieverschwendung. Kennst du das hawaiianische Vergebungsritual Hooponopono?
  9. Wage mal etwas Neues
    Neue Erfahrungen bringen dich weiter. Es können auch kleine Dinge sein. Welchen Ort in deiner Nähe kennst du noch nicht? Was hast du noch nie gegessen, wen noch nie zum Kaffee eingeladen? Lass mehr Welt in dein Leben, gehe einen Umweg nach Hause, wechsle deine Perspektive.
  10. Tu etwas nur aus Freude
    Mein Lieblingstipp: Singe ein altes Lieblingslied, tanze, male mit Buntstiften oder Tusche wilde Muster auf ein Blatt Papier. Auch lustige Filme, sinnlose Spiele und Handarbeiten, die du früher mochtest oder schon immer schon einmal ausprobieren wolltest, bringen dich in den Flow und stärken deine Selbstliebe.
Selbstliebe lernen durch Freude beim Malen, Singen, Tanzen.
Einfach darauf los mit Mut zur Farbe

Fazit

Selbstoptimierung ist nicht grundsätzlich negativ. Sie ist in einem gesunden Maß nötig für unsere Persönlichkeitsentwicklung. Gesunde Selbstliebe als Basis schützt vor Dauerstress, weil du dich als Person nicht ständig wieder infrage stellst. Checke bei jeder neuen Selbstoptimierungs-Anstrengung:

  • Gehe ich über meine eigenen Grenzen?
  • Wie viel Druck und Vergleich kann ich gut verkraften?
  • Tue ich das wirklich für mich?
  • Stärke ich damit mein Vertrauen in mich selbst?

Eine entscheidende Frage auf dem Weg zur Selbstliebe ist: Was bringt mir Freude? Beobachte, was dir Energie gibt und wobei du leicht die Zeit vergisst. Zum Beispiel:

  • Zusammen sein mit Freunden, Kindern, Tieren. Gute, tiefe Gespräche führen.
  • In der Natur sein. Die Schönheit des Moments genießen.
  • Aus dem Herzen heraus, absichtslos und aus reiner Freude singen und tanzen, spielen, malen, schreiben, kochen, stricken, schnitzen …

Die eigene, innere Stimme weiß, wo deine Freude wohnt. Öfter auf diese Herzstimme zu hören, ist der Weg der Selbstliebe. Um diese Stimme deutlicher zu hören, braucht es ein Innehalten und Stille.

Ein erster Schritt: Lächle dir selbst zu. Weich und sanft. Lasse dein inneres Lächeln dein ganzes Herz weiten und wärmen, und genieße das liebevolle Zusammensein mit dir selbst.

In meinen Kursen, Workshops und Sing-Wochenenden üben wir gemeinsam, durch bewusstes Atmen, entspanntes Singen und Meditation zu mehr innerer Ruhe und Selbstliebe zu finden. Ich freue mich, mit dir zusammen den nächsten Schritt zu gehen.

Selbstliebe lernen ist eine Herausforderung
Gemeinsam Selbstliebe üben ist weniger einsam
Elena Deppe

2 Kommentare zu „Warum Selbstliebe das beste Mittel gegen Dauerstress ist“

  1. Vielen Dank für Ihre schönen Gedankenanstöße zur Selbstliebe. Für uns war es ein harter Weg, bis wir es schafften, uns selbst zu lieben. Und manchmal ist es heute noch in manchen Situationen eine Herausforderung. Aber es ist wahr, es ist eine gute Methode, mit Stress zurechtzukommen. Die Eigenliebe ist unabdingbar um zu überleben. Das haben wir immer wieder erfahren. Es war für uns nicht leicht, es zu schaffen, uns selbst zu mögen. Besonders in unseren jüngeren Jahren und am Anfang unserer Beziehung. Sich selbst zu mögen geht ja vielleicht noch. Aber sich selbst zu lieben ist nochmal eine Steigerung. Die Selbstliebe zu erringen gleicht einem Sieg bei einem Marathonlauf. Wer jetzt denkt, Selbstliebe hätte etwas mit Egoismus oder Narzissmus zu tun, der liegt falsch. Für uns ging es darum, uns selbst mit allen Mängeln und Nachteilen zu akzeptieren. Das ist heute besonders schwer, wenn dir von den Medien vorgegaukelt wird, wie du aussehen musst oder was du besitzen musst, um ein toller Typ zu sein.
    Je älter man wird, umso mehr lernt man sich kennen. Man weiß im Laufe der Zeit, was einem gut tut und was man lieber lassen sollte. Natürlich schlägt man immer wieder gern einmal über die Strenge, trinkt ein Gläschen zu viel oder ist durch zuviel Arbeit viel zu gestresst. Aber im Großen und Ganzen haben wir heute gelernt, auf uns selbst zu schauen und rechtzeitig stop zu sagen, wenn wir einerseits über die Strenge schlagen oder andererseits zu streng zu uns selbst sind. Es geht doch im Leben darum, sich selbst so gut kennenzulernen und sich mit sich selbst auch ein Stück zu versöhnen und sich so anzunehmen, wie man eben ist. Das bedeutet nicht, dass man noch Verbesserungsversuche machen kann. Aber sich daran aufarbeiten sollte man nicht.

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