(aktualisiert am 11.11.22)
Heilsames Singen ist ein echter Glücks-Booster. Besonders wenn ich müde bin, Schultern und Nacken verspannt sind, und ich einfach den Kopf freibekommen möchte. Wir treffen uns in einem großen Raum, meist ein Mal in der Woche. Wer Singlust hat, kommt, singt 1,5 Stunden mit und geht nachher froh und bester Stimmung nach Hause. Hier meine Gründe, warum das Heilsame Singen ein fester Bestandteil meines Lebens ist:
Heilsames Singen reduziert Stress
Zu Beginn gibt es ein kurzes Warm-Up für Körper und Stimme. Arme und Beine schütteln, Schultern kreisen, weiches Räkeln und Strecken. Ein bisschen Gesumme und Gebrumme, um die Stimme aufzuwärmen. Alles mit Humor und einigen Lachern. Da geht es schon los mit der Entspannung bei mir.
Wir singen einen bunten Mix aus fröhlichen, rhythmischen Songs aus aller Welt und ruhigen, heilsamen Liedern auf Deutsch oder Englisch. Alle Lieder haben ganz wenig Text und werden so oft wiederholt, dass nach kurzer Zeit alles sicher auswendig gesungen werden kann.
Zwischendurch bewegen wir uns auch im Stehen oder Gehen. Beim Singen von klassischen indischen Mantras geht der Fokus eher nach innen. Da den Nicht-Yogis die Beine im Lotossitz ziemlich schnell einschlafen, gibt es für die ruhigeren Mantras und Lieder auch Stühle.
Viele Wiederholungen ganz einfacher Lieder entlasten die Großhirnrinde enorm. Das eh schon oft verknotete Gehirn kann sich entspannen, zusammen mit dem Rest des Körpers. Nach einer halben Stunde Singen bin ich schon an einem besonderen Ort: im aktuellen Moment. Müdigkeit oder Terminstress spielen jetzt keine Rolle mehr. Ich bin einfach da und singe.
Jeder kann singen
Wenn die Singstimme für uns keine Funktion hätte, wäre sie bestimmt schon verloren gegangen. Klar rostet sie etwas ein, wenn Du sie nicht benutzt. Stimme besteht ja aus Muskeln. Das Gute beim Heilsamen Singen ist, dass Rost auf der Stimme keine Rolle spielt. Wenn Du häufiger singst, geht er nach und nach sowieso ab. „Es gibt keine Fehler, nur Variationen“, sagen meine Lehrer, die ‚Miterfinder‘ des Heilsamen Singens Wolfgang und Katharina Bossinger. Etwas schief und ungeölt singen geht hier klar. Niemand will mit einer ausgebildeten Stimme Eindruck machen.
Es ist ein bisschen wie im Chor. Allerdings nehmen wir jeden Ton unbekümmert einfach so wie er kommt. Es spielt keine Rolle, ob ich den Ton oder meine Stimme beim Kanon halten kann. Alle Erinnerungen an verkrampften Musikunterricht in der Schule sind gelöscht. Dass es weder Proben noch Aufführungen gibt, ist für mich ein echtes Plus. Termine und Verpflichtungen habe ich schon genug. Ich will mich frei fühlen beim Singen. Auch frei von den Bewertungen anderer. Besonders aber von meinen eigenen Leistungsansprüchen. Nichts sollte anders oder besser sein. Alles ist gut genug. Beim Heilsamen Singen lasse ich alle Prüfungen und Noten meines Lebens hinter mir.
Heilsames Singen schafft Gemeinschaft
Ich liebe Heilsames Singen, weil mein Herz dabei weit und offen wird. Beim gemeinsamen Singen schwingt sich der Rhythmus unserer Herzen mit der Zeit aufeinander ein. Besonders beim meditativen Mantra-Singen. Wir sind quasi verbunden durch eine Synchronisation unseres Herzschlags.
Stammesgesänge, Feiern, Rituale: Früher wurde zur Stärkung der Gemeinschaft gesungen. So wie jetzt fast nur noch im Fußball-Stadion. Singen ist kein essenziell wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens mehr. Wenn ich meine Stimme gemeinsam mit anderen klingen lasse, fühle ich mich Zuhause. Verbunden mit den Momenten, in denen ich als Kind noch völlig unbekümmert und inbrünstig Volkslieder gesungen habe. Mit Abenden am Lagerfeuer bei Jugendfreizeiten.
Ich habe keine Erwartungen an die Singgruppe. Wir sind nicht verwandt, nicht unbedingt alte Freunde. Keine „Networking“ aus Jobgründen, kein sportlicher Ehrgeiz. Nach kurzer Zeit entsteht beim Heilsamen Singen ein angenehm entspanntes Gemeinschaftsgefühl. Offen und liebevoll und ohne Vergleiche untereinander. „Du kannst ja toll singen“ ist nämlich auch eine Bewertung, die Schatten wirft.
Beim Heilsamen Singen kann ich jedem mit ganzem Herzen in seiner Einzigartigkeit begegnen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. So oft wird diese Stelle aus dem Buch „Der kleine Prinz“ zitiert. Es wird mir wieder bewusst: Alter, Aussehen, Fitness sind nur eine äußere Hülle, die unseren persönlichen Kern nicht berührt. Ich singe das Lied „Du bist ein heller Stern … Danke, dass es Dich gibt“ mit allen und meine es wirklich ernst.
Heilsames Singen ist gesund
Der Körper reagiert auf die vertiefte Atmung und die Klangmassage beim Singen mit besserer Durchblutung und vegetativer Entspannung. Nach nur 20 Minuten leistungsfreiem Singen werden bereits Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol abgebaut. Gleichzeitig wird ein Glückscocktail aus Stimmungsaufhellern wie Serotonin und dem „Kuschelhormon“ Oxytocin ausgeschüttet. (Das wurde durch Speichelproben vor und nach dem Singen festgestellt.) Auch die Herzkohärenz wird durch das längere, mantrische Singen unterstützt (wie auch beim ruhigen Atmen von ca. 6 Atemzügen in der Minute).
Es hat lange gedauert, bis ich den Begriff „Heilsames Singen“ selbst in meiner Arbeit benutzt habe. Er wirkte auf mich etwas zu esoterisch. Wahrscheinlich, weil ich auf gegen jede Art von Heilversprechen ziemlich allergisch reagiere. Das Wort „heilsam“ soll ja auch nicht bedeuten, dass Du urplötzlich von allen Krankheiten geheilt bist. Das Heilsame an dieser Form des Singens ist für mich die Erinnerung an das, was wirklich wichtig ist: liebevolles Zusammensein und sich angenommen fühlen, mit allen persönlichen Macken. Dass nicht die Leistung zählt, sondern ich als Mensch. Einfach so, weil ich bin wie ich bin. Das ist auch ein Weg zur Heilung von den Gefühlen der Einsamkeit und Isolation.
In meinen eigenen Singgruppen für Heilsames Singen verbinde ich Bodenständigkeit mit einer offenen Spiritualität. Jede Menge Humor ist auch mit dabei, damit auch Skeptikerinnen wie ich sich wirklich entspannen können.
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